I.4. Digitale Räume§
Sie können in Ihrer analogen Ausstellung digitale Erzeugnisse zeigen. Dafür gibt es eine Reihe an Möglichkeiten. Viele Museen entscheiden sich, aus Kostengründen in Tablets zu investieren, weil damit Ton, Video und browser-basierte Anwendungen gezeigt werden. Diese werden entweder fest in der Ausstellung installiert (Diebstahlschutz!) oder zu Führungen hergezeigt. Teurere Varianten sind Tische oder fahrbare Installationen mit Touch-Displays, an denen mehrere Personen gleichzeitig Medien betrachten können.
Alles, was Sie in der Ausstellung zeigen, ist in der Regel kompatibel, um es auf Ihrer Homepage zu zeigen. Produzieren Sie also von Anfang an für Ausstellung und Website. Vergeben sie möglichst freie Lizenzen für Digitalisate, um eine Weiterverwendung und Interaktion mit Ihren Objekten zu ermöglichen. Copyrights bestehen in der Regel bei historischen Objekten kaum; bei Fotografien, analogen Ausstellungen usw. können Sie von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Fördergeber eine Veröffentlichung in Open Access/Open Source verlangen, zumal die Erstellung zumeist steuerfinanziert ist und dem eigentlichen Geldgeber, dem Steuerzahler, aber auch der Wissenschaftscommunity, keine Hürden bei der Verfügbarkeit Ihrer Materialien und Publikationen haben sollte.
Übersicht zu Lizenzen für Digitalisate: http://forschungslizenzen.de/
Hier finden Sie Ideen, was Sie alles tun können, auch für rein digitale Ausstellungen:
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Website zur Sonderausstellung - als Unterseite auf ihrer Website, ggf. einen griffigen Domainnamen beschaffen, denn www.uni-xxx.de/abteilungen/fakultaeten/institutxxx/medien/ausstellung/sonderausstellungxxx ist nicht einfach zu vermitteln, www.harrypotterexhibition.com/ aber schon
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Fotogalerien/Slideshows mit Bildunterschriften in der Ausstellung und auf der Website zeigen
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einen Blog begleitend zur Ausstellung schreiben: siehe 10. zur Betextung (Inhalte: Themen vertiefen, Making-of der Ausstellung wie z. B. Einbauten erstellen oder Ankunft von Leihgaben, einen Countdown bis zur Eröffnung machen, besondere Besucher begrüßen, Aktionen begleiten, mit Social Media verzahnen)
- Dies kann man auch mit Studierenden und Promovierenden gestalten, z. B.: Ägyptisches Museum Lepzig
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Druckerzeugnisse open access stellen, z. B. die Ausstellungstafeln der Austellung "Das verschwundene Leipzig"
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Kataloge open access publizieren, z. B. auf QUCOSA
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eine digitale Sammlungsdatenbank zur Verfügung stellen; Inspiration für selbstgebaute Systeme großer Häuser:
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Digitale Objektdatenbanken in übergreifenden Repositorien (auch Bilddatenbanken)
- Arachne
- Prometheus
- Europeana
- Open-Source Software zum collection management: Omeka: kostenpflichtig bei Nutzung des Omeka-Servers https://www.omeka.net/signup oder bei der Inanspruchnahme von IT-Support
- CollectionSpace, ein Open Source-Programm der Fa. Lyrasis unter einer ECLv2 license (Objektdatenbank, Upload aller möglichen Medien, Management von Leihaufträgen, öffentliche Ansicht online usw.); kostenpflichtig bei Hosting der Daten (Preise auf Anfrage)
- Collective Access ist eine ähnliche Software, auch open source, auch kostenpflichtig bei Hosting ($175/Monat); siehe auch https://docs.collectiveaccess.org/wiki/Installing_Providence
- WissKI (“Wissenschaftliche KommunikationsInfrastruktur”), basiert auf dem System Drupal, dazu die CIDOC-CRM-Ontologie
- Liste freier Software
- Liste kommerzieller Anbieter (es gibt sehr viele Programme, die allein innerhalb Sachsens Anwendung finden...)
- Weitere Informationen zu Open Access in den Geschichtswissenschaften
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Viewer für Einzelobjekte
- Beispiel: Wax: Jekyll based framework for minimal exhibitions with IIIF
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360-Grad Blick in die Sammlung
- Beispiel: Harvard Semitic Museum
- Google Streetview durch das Museum (zahlreiche Beispiele); Städel Museum
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Audioguide: siehe ➤ Abschnitt 4
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Medienguide (Videos oder Spiele-Anwendungen)
- Beispiel: Ägyptisches Museum München
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3D-Modelle: siehe ➤ Abschnitt 6
- Beispiel: Museen auf SketchFab
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3D-Modelle mit “Zusätzen” wie Rekonstruktionen (Augmented/Enhanced Reality)
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Texte, Annotation, Entzifferung, Übersetzung
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3D-Umgebungen, Gamification-Ansätze (Virtual Reality)
Viele Anregungen und Open-Access-Plattformen zur Umsetzung dazu bietet das von der Bundesregierung geförderte Projekt “Museum 4.0”:
- Teilprojekte
- dabei entstehende Anwendungen (Im Laufe von 2020 verfügbar)
- Positive und kritische Berichte zu digitalen Anwendungen liefert der folgende Blog